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X5A  63                                                                                                                                               den 4. Januar 1853

 

  S t o i z i s m u s  –  d a s  A b s t e r b e n

       Große Leiden sind nicht immer gerade das, was geeignet ist, recht zum Absterben zu helfen. Nein, sie können auch Lebenslust geben, geistige Lebenslust.
       Nein, das am meisten Tötende ist gerade die Erbärmlichkeit des Endlichen, die Geringfügigkeiten und dgl.
       Und der Stoizismus war doch tiefsinnig. Eigentlich läßt er den Selbstmord nur in diesem Falle zu (vgl. Zeller, Die Philosophie der Griechen). Er läßt Selbstmord nicht zu, damit man großen Gefahren aus dem Wege gehe, wie sollte er! Nein, aber jenes eigentlich Tötende, das geistlos Tötende, da läßt er ihn zu, denn hier ist gleichsam für „Geist“ nicht zu tun.
       Und eben darauf richtet das Christentum sein Augenmerk. Wo der Stoizismus sagen würde: nun ist dir erlaubt, dich selbst zu töten – eben da liegt eigentlich das Absterben – falls man es aushalten soll zu leben.
       Der Stoizismus hat eine große Spannkraft, leidend sehr viel aushalten zu können, wovon ein Mensch gewöhnlich zurückschaudern würde. Aber seine Spannkraft ist doch von solcher Art, daß sie erschlafft – hier liegt dann der Selbstmord, die Spannkraft der Geduld bricht – und hier liegt das Christliche: abzusterben.


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